Die Videos bearbeitet der Jugendliche selbst – seine E-Mails beantwortet mittlerweile sein Management.

Foto: Michael Skopek/Tiktok

Lehrerinnen und Lehrer, die unpassend Jugendwörter verwenden, sich über Kaugummis oder das Zuspätkommen von Schülerinnen aufregen. Der 17-jährige Oberösterreicher Michael Skopek hat sich mit seinen Lehrerparodien auf Tiktok eine Nische gesucht, die Nutzerinnen der App wohl alle nachfühlen können.

Seit März 2021 befüllt er mit ebendiesen Parodien seinen Kanal, und über sechs Millionen Likes später zählt er zu den aufstrebenden Gesichtern der Plattform. Das Rampenlicht gesucht hat Skopek nicht. Den Kanal gründete er in einem Lockdown – aus Fadesse.

Tiktok killed the Videostar

"In meinem Umfeld haben die Leute nur noch Tiktok geschaut", erinnert sich Skopek im Gespräch mit dem STANDARD an seine Anfänge als Medienschaffender zurück. Sogar Netflix und Youtube hätten in den diversen Lockdowns und Home-Schooling-Phasen den Kürzeren gegen die zumindest bei älteren Semestern umstrittene App gezogen. Im Jänner 2021 tanzt Michael Skopek deshalb in guter alter Musically-Tradition – der Vorgänger-App von Tiktok – auf der Videoplattform, um Teil dieses Universums zu werden.

Im März 2021 hat er die spontane Idee, sich über Lehrerklischees lustig zu machen. "Ich ziele bei meinen Videos auf keine bestimmte Person – ich möchte niemanden persönlich beleidigen", erklärt Skopek seinen Ansatz. Vielmehr ginge es ihm um Situationen, die wahrscheinlich jede und jeder einmal erlebt hat. Lehrerinnen, die Jugendwörter falsch nutzen, oder Supplierkräfte, die den Unterricht ganz anders interpretieren als die zu vertretende Lehrperson.

Knapp 160.000 Menschen folgen Skopek mittlerweile auf der Videoplattform.
Foto: Michael Skopek/Tiktok

Heidis Story

Seine positive Art kommt gut an. Schon mit dem ersten witzigen Video erreicht er eine ausreichend große Zuseherschaft, sodass ihn wenig später Promis wie Heidi Klum in ihre Tiktok-Storys einbauten. Als er merkte, dass er mit seinen Videos Geld verdienen kann, machte er sich selbstständig.

Die Plattform ist nicht zufällig gewählt. "Bei Instagram ist es aktuell schwierig, eine große User-Base aufzubauen," erklärt der Jugendliche. Bei Tiktok geht das schneller, auch als Unbekannter schnell an Reichweite zu gewinnen. Ohne Fleiß natürlich kein Preis. Täglich überlegt sich Skopek neue Videos und produziert diese in Eigenregie. Ein bestimmtes Vorbild für sein Tun hat er nicht. In seinem Feed finden sich viele Comedians, lustige Inhalte – aber er eifere niemandem nach, erklärt der Berufs-Tiktoker.

Mit dem Erfolg wächst auch der Druck, ist sich Skopek der Situation bewusst. Andere Social-Media-Plattformen müssen zusätzlich bespielt werden, es gibt die ersten Fotoshootings und Einladungen zu TV- und Zeitungsinterviews.

Nie mehr Schule

In der Schule ist Skopek übrigens nicht mehr, allerdings nicht wegen eines bestimmten Lehrers oder einer Lehrerin, wie es zahlreiche Kommentare unter seinen Videos vermuten. Er habe mit dem starren System und dem ständigen Auswendiglernen von Vokabeln oder Gebirgszügen tatsächlich Probleme gehabt und sich damit schwergetan. Deshalb hat er im vergangenen Jahr die Ausbildung zum Medienfachmann begonnen. "Das funktioniert wie eine Lehre, aber man lernt eben alles zu Onlinemarketing, Webdevelopment und audiovisuellen Medien", zeigt sich Skopek überzeugt von der Entscheidung.

Damit habe er zwar jetzt zwei Fulltimejobs, aber noch mache ihm die tägliche Arbeit mit den Videos Spaß. "Es ist nicht jeden Tag lustig, am Abend nach der Schule noch drei Stunden Videos zu produzieren, aber aktuell überwiegt der Spaß mit großem Vorsprung." Unterstützt wird Skopek seit August 2021 von einer Agentur, die für ihn Mails beantwortet, Werbedeals einfädelt und auch immer wieder bei schwierigen Situationen aushilft. "Mein Manager Marco war selbst ein Promi und weiß über die Vor- und Nachteile eines Jobs in der Medienbrache super Bescheid," erklärt Skopek sein vertrauensvolles Verhältnis.

Erste Fotoshootings sollen helfen, auch Kanäle wie Instagram künftig stärker zu bespielen.
Foto: Infected

Das Diskutieren von negativen Kommentaren unter seinen Videos gehört da natürlich auch dazu. Hass im Netz macht auch vor Jugendlichen nicht halt, die sich täglich mit Videos einer wachsenden Öffentlichkeit stellen. "Man darf da echt nicht viel darüber nachdenken. Es wird immer Leute geben, die nicht gut finden, was ich mache", zeigt sich Skopek reflektiert. 99 Prozent des Feedbacks sei positiv, und das gebe ihm viel Kraft, um weiterzumachen.

Deshalb denkt der 17-Jährige aktuell noch nicht über die nächsten Schritte oder eine mögliche Karriere nach diesem Lebensabschnitt nach. Die nächsten zwei Jahre stünden die Ausbildung und sein Tiktok-Kanal im Mittelpunkt. Danach müsse man weiterschauen. (Alexander Amon, 14.12.2022)